HiFi für den Youngtimer

In erster Linie wollen wir mit unseren Autos ja Spaß haben, was für viele auch mit einer angenehmen Beschallung während der Fahrt verbunden ist.

Wir wollen zeigen, daß zeitgemäßer Klang auch ohne bunte Displays und Suppentellergroße Lautsprecher möglich ist. Ziel ist es, die originale Optik sowenig wie möglich zu beeinträchtigen.

Schon allein der sinnvolle Ausbau der werksseitigen Einbauplätze kann einen erheblichen Klanggewinn bringen, besonders, wenn diese in der Armaturenbrettoberseite liegen. Der Schall wird dabei von der Frontscheibe in den Innenraum reflektiert und sorgt so für gutes Frontstaging, ohne daß die Höhen im Fußraum verpuffen, wie bei vielen Einbauschächten moderner Autos in den Türen.

Eine kleine Galerie zeitgenössischer Radios gibts HIER !

Gute 2-Wege Systeme gibt es mitunter schon sehr günstig, äußerst positiv überrascht war ich von den Lautsprechern der Firma BMAudio, die u.a. bei Conrad Electronic vertrieben werden. Oft hat man auch das Problem, daß die Hochtöner zu hoch bauen und so nicht unter die originalen Gitter passen, dies sollte bei den BMAudio Teilen nicht passieren, im Zweifel vorher genau nachmessen.

Die am meisten verwendeten Lautsprechermaße bei Youngtimern sind 100mm und 130mm, bei einigen VWs auch 87mm. Bei diesen Membrangrößen sind der Basswiedergabe natürlich Grenzen gesetzt, bei denen sich anspruchsvolle Ohren eine Untertsützung mittels Subwoofer wünschen. Diesen kann man versteckt plazieren, da daß menschliche Ohr tiefe Töne nicht räumlich orten kann. Zuerst bieten sich dafür kleine Aktivsubwoofer an, die oft unter dem Fahrer- oder Beifahrersitz Platz finden.Wenn der Drang nach mehr Bass besteht oder man nach einer individullen Lösung sucht, kann man auch selber einen Gehäusesubwoofer basteln, der an einen speziellen Fahrzeugspezifischen Einbauort wandert.

Wir möchten in der folgenden Zeit unsere Erfahrungen und Vorschläge für den Ausbau der HiFi-Anlage in 300D und im 280SE vorstellen und zeigen, daß auch mit zeitgenössischer Optik und teilweise auch mehr oder weniger zeitgenössicher Technik ein durchaus konkurrenzfähiges Klangerlebnis möglich ist.

In den beiden Fahrzeugen wird ein ähnliches Konzept eingebaut, deren wesentliche Punkte der Einbau moderner Lautsprecher in die Werksschächte und ein zusätzlicher Subwoofer sind. Beim 300D wurden bereits im Zuge der Restaurierung die Einbauplätze in der Hutablage mit 130mm Lautsprechern bestückt. Hier fanden Gelhard Lautsprecher Verwendung, die noch aus einem Umbau beim Alltagswagen übrig waren. Vorne sind Clarion Lautsprecher verbaut, die wahrscheinlich genauso alt sind wie das Radio. Erstaunlicherweise ist bei Verwendung eines mp3-Players mit Adapterkassette bereits eine angenehme Beschallung des Innenraums möglich, deren Pegel die Mehrzahl der Mitfahrer bereits zu Protesten veranlaßt, wenn auch das Fehlen der Bassunterstüzung unüberhörbar ist. Anscheinend harmonieren die Lautsprecher recht gut mit der Verstärkerleistung des antiquierten Pioneer Radios.

Nächster Schritt ist nun der Einbau eines Subwoofers. Wir haben uns für eine einfache, aber äußerst effiziente Lösung entschieden, die von einem Spezialisten aus dem W123-Forum entwickelt worden ist. Hierbei spielt eine recht gewaltiger Basstreiber durch einen speziell abgestimmten Kanal durch eine Öffnung in der Hutablage in den Innenraum. Die Öffnung beherbergt normalerweise eine Plastikwanne, in der der Verbandskasten untergebracht ist, die mit 2 Schrauben schnell entfernt ist. Als Resonanzraum dient dabei das komplette Kofferraumvolumen. So macht man sich den prinzipbedingten Nachteil abgeschlossener Kofferräume bei Limousinen doch zu Nutze. Eine normale Bassbox im Kofferraum würde nur mit absurd hoher Leistung ein brauchbares Klangerlebnis erzielen.

Bisher haben wir uns mit den Lautsprechern beschäftigt, bei denen es relativ einfach ist, High-Tech in in zeitgenössischem Erscheinungsbild zu verstauen. Bei Radios sieht es da schon anders aus, liegen sie doch im direkten Blickfeld. Gerade in puncto Empfangsqualität liegen die originalen Geräte unserer Lieblinge weit hinter der mit viel Elektronik operierenden neuen Generation zurück, von Features wie RDS ganz zu schweigen. Wenn man bereit ist, leichte Kompromisse einzugehen, kann man durchaus zu Geräten der Becker 2000-Serie greifen, die sich durchaus harmonisch in das Interieur einfügen. Gleiches gilt für die elektronischen Blaupunkt, etwa das Bamberg, Trier oder Heidelberg. Manchmal findet sich auch ein Werksradio aus einem späteren Modell des Herstellers, das unauffällig die Moderne einziehen läßt. Im Senator tönt mittlerweile ein Opel SC-202 aus einem späten Ascona GLS, optisch sogar ein Fortschritt zum vorher verbauten Blaupunkt Trier, da die Bedienknöpfe auf das Schriftbild der übrigen Armaturen abgestimmt sind, ebenso die Beleuchtung.

Der Einbau eines modernen Geräts bringt klanglich jede Menge Vorteile mit sich, ab einem gewissen Anspruch führt gar kein Weg mehr dran vorbei, so daß man vor der Frage steht, ob man das Teil in den originalen Schacht einbaut und die optischen Einbußen in Kauf nimmt oder einen versteckten Einbauort, etwa das Handschuhfach, wählt und das zeitgenössiche Empfangsteil im Schacht beläßt. Einige Hersteller haben mittlerweile auch wieder zu klar strukturierten Bedienfronten mit der bekannten 2-Knopf-Optik und schlichten Displays zurückgefunden, etwa das Pioneer DEH 7800.

Für den 300D befindet sich derzeit ein Becker Europa Cassette Stereo in Aufarbeitung, das eine bessere Empfangsqualität als das Pioneer Gerät bietet und bei Mercedes ab Werk auch schon verbaut wurde.

Der 280SE verfügte ab Werk über ein Becker Europa, das über einen Ausgang vier Lautsprecher ansteuerte, aus heutiger Sicht eine inakzeptable Ausstattung für ein Fahrzeug der Spitzenklasse. Bisheriger Stand ist der Einbau eines Becker Europa 2000 aus einem W124, das wenigstens Kassette und Stereoklang bietet, wenn auch zur Zeit noch an die 1-in-4-Verkabelung angeschlossen. Bei der derzeitigen Restaurierung bietet sich jedoch die Gelegenheit, eine zeitgemäße Verkabelung durchzuführen. Es ist dann auch zu prüfen, ob die für den W123 entwickelten Subwooferlösungen auch auf diesen Typ übertragbar sind.