Leichtmetallfelgen restaurieren
In den 70er Jahren begann die Verbreitung von Leichtmetallrädern langsam, ernstzunehmende Ausmaße zu erreichen. Den Youngtimerfan von heute stellen sie somit auch vor gewisse Probleme bei der Aufarbeitung. Der beste Fall, ist natürlich derjenige, bei dem die Räder noch in einwandfreiem Zustand ist, doch auch hier gilt es, diesen zu bewahren. Deshalb erstmal ein paar Worte zur Pflege: Der Markt hält spezielle mehr oder weniger wirkungsvolle Felgenreiniger vor, deren Gebrauch ich jedoch nicht unbedingt empfehle.Vielmehr genügt meist eine gründliche Reinigung mit Seifenwasser und die Zuhilfenahme einer Bürste, z.B. eine Spülbürste oder Zahnbürste bei sehr filigranen Designs. Sollte trotzdem ein bräunlich bis schwarzer Schleier zurückbleiben entferne ich diesen mit Lackreiniger und versiegele die Felgen anschließend mit Hartwachs. Eine Versiegelung ist neben regelmäßiger Reinigung der Garant für die Erhaltung des Zustands. Felgenreiniger erzeugt ähnliche Ergebnisse ohne mühvolle Putzorgien, allerdings begünstigen die darin enthaltenen Säuren auch den Zerfall des Aluminiums, wenn in der Beschichtung bereits Schäden vorhanden sind. Eingebrannte Eisenspäne von der Bremsscheibe entfernt auch Felgenreiniger nicht. Diese entstehen vor allem bei sehr kräftigen Bremsungen, wer vorbeugen möchte, kann also versuchen darauf zu verzichten. Hartnäckige, ältere Verschmutzungen, gerade an der Innenseite verschwinden meist beim Einsatz von Handwaschpaste und Nagelbürste, aber etwas Geduld ist schon nötig, es braucht schonmal 3 oder 4 Putzgänge. Dabei am besten das Seifenwasser mit einer Blumenspritze o.ä. aufbringen und zwischendrin abspülen. Als Reinger benutze ich handelsüblichen Neutralreiniger, auch bei der Wagenwäsche zu empfehlen.

Die in der Erstausrüstung verbauten Felgen stammen meist von namhaften Herstellern wie Fuchs, BBS oder ATS. Deren Oberflächenbeschichtungen sind in aller Regel so hochwertig, daß sie die Zeit bei angemessener Pflege überdauert haben. Zahlreiche Zweitmarkt-Ausrüster waren da nicht so gut, oder der Vorbesitzer hat die Räder vernachlässigt und so steht mancher Liebhaber vor einigen Problemen. Bei silber (oder andersfarbig) lackierten Rädern ist der einfachste Weg, die Räder zu entlacken, Korrosionsschäden ausschleifen und neu lackieren, ggf. vorher die Fraßspuren verspachteln. Verformungen oder Ausbrüche degradieren eine Felge jedoch zum Weihnachtsbaumständer, in minder schweren Fällen kann ein seriöser Felgeninstandsetzer helfen. Selber Entlacken funktioniert am besten mit Abbeizer, manche Felgen sind jedoch etwas hartnäckiger, Versuche an einer Mercedes-Gullideckel Felge zeigten Resistenz gegen einen Baumarkt-Abbeizer sowie Bremsflüssigkeit (an sich recht aggressiv gegen Lack). Derselbe Abbeizer war an einer Ronal-Felge erfolgreich. Die nächste Stufe ist Glasperlstrahlen, was auch gleich Oxidationsstellen beseitigt, leider in den meisten Fällen nichts für den Hobbyschrauber sondern eine Auftragsarbeit.

Ein spezieller Fall sind die in den 80er-Jahren sehr beliebten Felgen mit teilweise glanzgedrehter Oberfläche. Da der glänzende Teil nur von einer Klarlackschicht geschützt wird, sind diese Felgen besonders anfällig für Korrosion und Unterwanderungen des Lacks. Die spezielle Oberfläche wird dadurch hergestellt, daß die Oberfläche ganz leicht übergedreht wird, ein Prozeß, der im Nachhinein kaum wiederholbar ist. Gängige Alternativen sind hochglanzpolieren oder einfacher silberlack. Ersteres ist relativ aufwendig bzw. teuer, letzeres optisch unbefriedigend.

Beschreiten wir einen etwas anderen Weg, gezeigt an einem Satz Kreuzspeichenräder der italienischen Firma Melber für Mercedes-Benz PKW der 70er und 80er.

Der Ausgangszustand: Deutlich sichtbare Unterwanderungen im Außenbett und an den Speichen. Innenseite dick verkrustet.
Der Klarlack im Außenbett ist großflächig zerstört von eingebrannten Spänen, dazu zahlreiche Unterwanderungsstellen. Die Innenseite der Felge nach der Reinigung, eine alte Notiz wird sichtbar, Korrosionsschäden sind kaum vorhanden.
Leichte Anfahrschäden am Horn kann man ausschleifen. Rechts eine Felge nach der Reinigung der Vorderseite. Die geklebten Wuchtgewichte kann man leicht mit einem Cuttermesser entfernen, vorsichtig die Kleberschicht durchschneiden und die Reste mit Verdünnung auflösen, aber Obacht auf die Finger beim Schneiden !
Ab jetzt wirds interessant: Der Klarlack muß in den gedrehten Bereichen komplett runter, um einen durchgehendes Schliffmuster zu haben .Außerdem sollen die oxidierten Stellen verschwinden. Wir nehmen Schleifpapier der Körnung 120 und schleifen immer in Richtung der feinen Riefen vom drehen. Wenn man durch die Klarlackschicht durch ist, verschwinden allmählich die grauen Stellen. Man muß nicht zwingend im Kreis schleifen, wichtig ist nur, am Ende wieder eine Oberfläche herzustellen, die ein passendes Schleifmuster aufweist. An den Speichen empfiehlt es sich, einen passend gemachten Schleifklotz zu verwenden für den Endschliff.
Schäden im dunkel lackierten Bereich werden ganz normal ausgeschliffen und ggf. gespachelt. Hier werden alle Bearbeitungsspuren vom Lack verdeckt. Lackierungen in diesem Bereich vor dem Endschliff ausführen, so spart man sich aufwändiges abkleben. Auch den Innenbereich am besten vorher bearbeiten und lackieren.

Wenn man mit dem optischen Ergebniss vom Endschliff zufrieden ist, wird die komplette Felge klarlackiert. Für den Glanzgrad bzw. das Riefenmuster kann man etwas mit der Körnung experimentieren, etwas mehr Brillianz erzielt man mit einem Schleifvlies (oder einem Glitzi.Schwamm) im letzten Gang.

Ein identisches Ergebnis wie ab Werk wird man nicht erzielen, aber der Effekt ist derselbe und ein Unterschied erst in einer Entfernung von etwa einem halben Meter erkennbar. Der Zeitaufwand nur für das Schleifen lag bei den gezeigten Rädern bei ca. 2h/Felge.

Noch ein Tip, falls die Reifen auf der Felge montiert bleiben sollen: Luft ablassen, dann kann man zum Lackieren das Abdeckpapier besser zwischen Horn und Reifenflanke schieben. Besser ist es natürlich, Reifen und Ventil vorher zu entfernen.